, Baroli

Wenn der Zuschauerraum zur Bühne wird ...

Die Lockerungen wirken - wir durften im Gemeindesaal im Zuschauerraum üben. Die Freude mit den Vereinskameraden zu musizieren war riesig!

Kein Unterhaltungsabend, kein Kreismusiktag, keine Erstkommunion, kein gar nichts. 

Am Donnerstag, 11. Juni haben wir uns zur ersten Probe getroffen - natürlich unter Einhaltung der Hygienemassnahmen. Ach, wie oft haben wir dieses Wort von unserem Vorsteher des EDI gehört. Danke Herr Berset - denn nur wenn man immer wieder daran erinnert wird, ist das Abstandhalten, Händewaschen, Grüssen mit Ellbogen, etc. plötzlich die sogenannt "neue Normalität".

Und so fand die Probe dann auch unter anderen Bedingungen statt. Eintreten in den Saal durch den Eingang beim Probelokal. In Einerkolonne, denn der Gang lässt mit Instrument gar keine Nebeneinander-gehen zu. Instrumente auspacken im Foyer, jeder mit genügend Abstand zum nächsten Musikanten. Im Saal dann das Bild, welches wir uns kaum vorstellen konnten. Stuhlabstände im Maximalbereich. Der ganze Zuschauerraum wurde genutzt. Keine Ecke blieb frei. Das pure Gegenteil zu unserem viel zu engen Probelokal, wo man nahe an den Kameradinnen und Kameraden sitzt. Die Waldhörner unmittelbar am Bühnenrand, die Bässe ganz hinten im Saal, dort wo die Decke "nur" noch ca. 4 Meter hoch ist. Jetzt heisst es: sehr gut auf den Dirigenten schauen - denn der Schall trügt:

Ein kleiner Physik-Exkurs:
Die Schallgeschwindigkeit bei 20°Celsius beträgt ca. 343 Meter pro Sekunde (m/s). Bläst nun mein Bass-Kollege Michael am hinteren Saalende einen Ton an, so wird dieser von Janine auf dem Waldhorn am Bühnenrand erst nach 73 Millisekunden (ms) gehört. Würde nun Janine ihren Ton, welcher sie gemeinsam mit Michi spielen sollte erst dann anblasen, wenn sie Michis Ton hört, so käme bis zum Hören des gemeinsam angespielten Tones bei Michi nochmals 73 ms dazu. Die gesamte Verzögerung beträgt nun bereits rund 0.15 Sekunden. Würden die Zwei jeweils aufeinander hören, so käme es zu einer kummulierten Verzögerung welche schlussendlich ein Musikstück zur Unkenntlichkeit verformen würde. 

In Tat und Wahrheit ist es aber so, dass Michi und Janine sehr gute Musikanten sind, sich der Sache mit dem grossen Saal und der Verzögerung bewusst sind. Nach dem Motto "Sehen statt hören" ist die Probe im grossen Saal eine super Sache: Wir dürfen Musizieren, können dem gemeinsamen Hobby fröhnen und werden dabei genaustens Trainiert, auf den Rhythmus und die Einsätze des Dirigenten zu achten.

Wir freuen uns auf weitere Proben im Saal, und hoffen, dass wir der alten Normalität so langsam wieder näherkommen ohne uns näherzukommen. Bis dann wird weiter mit Ellbogen oder Füssen gegrüsst, ein netter Wink statt Händedruck ... und wie weit wir vom Begrüssungsküssli entfernt sind weiss wohl noch niemand so genau. 

Wir wünschen allen beste Gesundheit und freuen uns auf ein erstes Konzert - "bliibet gsund"!

Im Namen des Musikverein Uzwil-Henau, Baroli